Sanathana Sarathi 12/2022

Der Avatar spricht

Sri Sathya Sai Baba

Der Eine der kommt, um den Menschen ihre Göttlichkeit aufzuzeigen, ist der Avatar. Ein kleines Beispiel dazu. Angenommen, wir haben Blumen, Nadel und Faden. Können die drei von selbst eine Girlande bilden? Es muss jemanden geben, der diese Bestandteile zusammenfügt. Können Gold und Diamanten von selbst Schmuckstücke herstellen? Es muss einen Goldschmied geben, der aus ihnen Schmuck anfertigt. Wenn wir Lampe, Öl und einen Docht haben – können sie von allein Licht erzeugen? Es muss jemanden geben, der das Licht anzündet. Auch wenn Bücher und Intellekt vorhanden sind, kann man ohne einen Lehrer etwas lernen? Wenn ein Kennzeichen festgelegt wird und jemand fragt was es bedeutet, ist es schwierig zu antworten. Es braucht jemanden der erklärt, dass dieses Zeichen für A und das andere für B steht. Der Avatar lehrt den Unterschied zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen, dem Dauerhaften und dem Unbeständigen.

Der Avatar kommt, um dem Menschen zu helfen, seine eigene Göttlichkeit zu erkennen

Wenn man Kinder unterrichtet und ihnen beibringen will was ein Stuhl ist, zeichnet man das Bild eines Stuhles und schreibt darunter das Wort Stuhl. Nachdem die Kinder das Wort Stuhl gelernt haben, schreiben sie das Wort, wenn es erforderlich ist, auch wenn der Stuhl physisch nicht dort ist. Das Wort Stuhl ist dauerhaft, das Objekt Stuhl ist vergänglich. Um das Dauerhafte erkennen zu können ist das Vergängliche notwendig. Um Kindern die Begriffe Welle (ala), Kopf (tala), Netz (vala) beizubringen, werden die Worte unter die entsprechenden Bilder geschrieben. Die Bilder werden gezeichnet, damit die Kinder lernen können. Ist das Alphabet erst einmal gelernt, werden das Bild oder die Form unnötig. Wenn ihr das Wort Pferd gelernt habt, wisst ihr welche Form ein Pferd hat. Auch wenn das Bild des Pferdes leblos ist, verweist es doch auf ein Pferd. Auf diese Weise benutzen wir das Vergängliche als Basis, um das Ewige zu erkennen. Um diese wichtige Lektion zu lehren, ist der Avatar notwendig. Warum werden Lehrer eingesetzt, obwohl Bücher zur Verfügung stehen? Ohne einen Lehrer kann man die Feinheiten und Geheimnisse, die in den Büchern verborgen sind, nicht verstehen. 

Genauso ist auch der Avatar notwendig, um euch die Wahrheit zu lehren, dass Gott überall anwesend ist. Diese Geheimnisse können nicht durch das Lesen von Büchern entdeckt werden. Ich lese keine Bücher. Viele Leute erwerben ein falsches Wissen, indem sie Bücher lesen, ohne ihr Unterscheidungsvermögen anzuwenden. Sie vermischen beides, den Verstand und das Buch, zu einem. Was im Kopf ist kommt in das Buch, und umgekehrt kehrt, was im Buch steht, in den Kopf zurück. Es ist nicht richtig, aus dem Kopf ein Buch zu machen. Ein kleines Beispiel. Peter Drucker schrieb ein Buch über Management. Was in seinem Kopf war geriet in das Buch, nicht wahr? Wir sollten das nicht wieder in den Kopf zurücklassen. Es ist nötig, einige Fachgebiete, die mit der Schulklasse zu tun haben, zu studieren. Niemand kann das abstreiten. Ihr solltet es in euren Kopf aufnehmen, weil ihr es lernen müsst.

Das Göttliche verbindet den Kopf und die Materie

Für alles gibt es zwei Fragen: warum und wie. Vor zehn Jahren kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Geist (mind) Materie (matter) ist. Das ist nicht korrekt. Vor fünf Jahren erkannten sie die Wahrheit und stellten fest, der Geist sei nicht Materie. Laut ihnen besteht keine Verbindung zwischen Denken und Materie. Aber es ist der göttliche Geist, der Verstand und Materie miteinander verbindet. Er ist unabhängig von Materie oder Energie; er ist jenseits von Materie und Energie. Die Quelle der Energie ist das Göttliche. Es ist das Göttliche, das die Energie in Bewegung versetzt.

Der göttliche Geist ist die göttliche Kraft. Heutzutage stimmen die Wissenschaftler überein, dass es eine Kraft gibt, aber sie haben sie nicht benannt, weil Materie in Energie verwandelt werden kann. Aber manchmal wird Energie in Materie völlig zerstört. Es verhält sich folgendermaßen: Im Meer ist Wasser; durch die Kombination zahlloser Atome bildet sich Salz. Diese Atome verbinden sich und trennen sich, trennen sich und verbinden sich bei manchen Anlässen. So wächst die Energie und wird auch weniger. Aber mit der Göttlichkeit verhält es sich anders. Auch das Göttliche entwickelt Energie. Ohne das Göttliche bewegt Energie sich überhaupt nicht.

Moderne Wissenschaftler erklären nur das äußere Phänomen. Sie machen die Voraussage, dass sich der Wind mit großer Geschwindigkeit bewegen und durch bestimmte Dörfer ziehen wird. Aber wenn sie vorhersagen, der Wind werde in nördlicher Richtung wehen, dreht er sich plötzlich nach Süden. Was ist der Grund für diese Abweichung? Sie studieren nur das äußere Phänomen und nicht den Geist der Schöpfung. Niemand kann die Geheimnisse der Schöpfung erfassen. Sie sind nicht in Büchern erhältlich noch sind sie normaler Intelligenz zugänglich. Es hängt von der spirituellen Kraft ab. Das Göttliche existiert immer. Je mehr wir das Göttliche in uns entwickeln, desto mehr entwickelt sich auch unsere Erfahrung. Wenn wir, statt die Göttlichkeit zu entwickeln, weiterhin Materie und Energie entwickeln, wird das Ergebnis keinen großen Nutzen haben.

Feuer hat seinen Ursprung in Energie, Materie und Göttlichkeit. Bäume gehen aufgrund von Salz ein. Als Reaktion auf Salz entwickeln Autos in Mumbai und Chennai an der Unterseite Rost. So ist die Natur. Wissenschaftler definieren Energie als die Kapazität, jede Art von Arbeit auszuführen. In Bäumen ist Energie. In Steinen ist Energie und ebenso im Holz. Wie wirkt sich die Energie in jedem von ihnen aus? Zum Beispiel befindet sich Energie im Stein. Welche Arbeit verrichtet der Stein? Sie hängt von der Position und dem Metall ab. In der Wissenschaft des Geistes ist spirituelle Kraft die Quelle. Die Physik behauptet, es gäbe zwei Arten von Energie, aber in Wirklichkeit gibt es 11 Arten von Energie. Zu ihnen zählen auch die durchdringenden oder sich ausbreitenden Formen von Energie. Diese Verbreitung ist begrenzt. Eine andere Art von Energie entwickelt und verbreitet sich. Diese sich ausdehnende Energie dringt in die Materie ein, die ohne Energie ist.

Ein kleines Beispiel. Wenn der Herbst herannaht verwelken die Blätter des Baumes, da sie trocken werden, und wenn ein Wind weht fallen sie zu Boden. Hat die Energie im Baum abgenommen oder die in den Blättern? Nur die Energie in den Blättern ging verloren. Wenn die Energie in den Blättern abnimmt, könnte dann nicht der Baum den Blättern Energie spenden? Nein, der Baum überträgt seine Energie nicht. Nach einiger Zeit fallen die Blätter herunter und neue Blätter erscheinen. Die neuen Blätter sprießen hell und frisch mit viel Kraft hervor. Welche Verbindung besteht zwischen den beiden, dem Blatt und dem Baum? Denkt gut nach. Die Blätter klammern sich fest an den Baum. Wenn die Energie in den Blättern schwindet könnte der Baum die Blätter mit der verlorenen Energie versehen, weil sie mit ihm verbunden sind. Aber der Baum überträgt die Energie nicht. Seine Energie ist begrenzt. Es gibt auch noch andere Gründe dafür.

Niemand kann die Geheimnisse der Schöpfung verstehen

Zwischen Biowissenschaft und Leben besteht eine Verbindung. Der Baum trägt eine unreife Frucht. Wenn ein Stein auf sie geworfen wird ,fällt sie vielleicht herunter. An der Stelle, wo die Frucht am Baum hing, kommt jetzt ein milchiges Sekret zum Vorschein. Wenn die gleiche Frucht herunterfällt, wenn sie reif ist, bildet sich dieses milchige Sekret nicht. Wohin ist diese Art der Energie geraten? Was ist mit der Verbindung zwischen beiden? Zu Beginn fällt die unreife Frucht nicht herunter, wenn der Baum geschüttelt wird. Wenn die Frucht voll gereift ist, fällt sie hinunter, wenn der Baum auch nur leicht geschüttelt wird. Wohin ist die Energie verschwunden? Die Energie ist in der Frucht und im Baum, aber sie existiert nicht in der Verbindung. Der Baum gewährt bis zu einem gewissen Stadium Energie, aber nicht danach. Also ist Energie kein andauernder Vorgang. Wie können wir behaupten Energie, die nicht dauerhaft ist, sei die Wahrheit? Sie ist nicht die Wahrheit.

Es gibt eine andere Wesenheit die diese beiden transzendiert, es ist das Göttliche. Es ist die transzendentale Wahrheit. Diese Wahrheit ist unveränderlich. Die Frucht bleibt frisch, solange die Energie in der Frucht in vollem Ausmaß vorhanden ist. Nach und nach verflüchtigt sich die Energie in der Frucht und verbindet sich mit der Atmosphäre, ähnlich wie Wasser verdunstet. Wenn wir einen Raum betreten, in dem die Frucht aufbewahrt ist, können wir sie riechen, weil die Energie in der Frucht sich verflüchtigt. Angenommen, wir bewahren Mangos im Zimmer auf; wenn die Energie sich verflüchtigt verlieren sie an Gewicht. Die Energie ist da, sie ist aber nicht sichtbar. Nehmt zum Beispiel diesen See dort. Wenn wir einen Stein in den See werfen bilden sich Wellen. An der Stelle, wo der Stein hineingeworfen wurde, sind die Wellen groß; sie breiten sich im ganzen See aus, sind aber nach gewisser Entfernung nicht mehr sichtbar.

Bedenkt einen anderen Gesichtspunkt. Ein Mensch trägt ein Bündel mit gekochtem Reis über seiner Schulter. Nachdem er etwas gelaufen ist verspürt er Hunger und seine Kraft zu laufen nimmt ab. Er geht zum Fluss. Das Bündel ist schwer. Er öffnet es, isst ausgiebig und trinkt viel Wasser. Solange das Essen außen war fühlte er sich schwach, aber nach dem Essen bekam er seine Kraft zurück. Solange das Essen im Bündel war, war es schwer. Nach dem Essen verminderte sich das Gewicht des Bündels und die Kraft des Mannes nahm zu. Dieses Essen geriet nach innen und sollte schwer sein, aber das ist nicht der Fall. Wenn Energie sich außen mit Materie verbindet nimmt das Gewicht zu. Wird dieselbe Energie nach innen gerichtet, das heißt in uns hinein, dann wird sie in göttliche Energie transformiert.

Das göttliche Selbst ist auch außen, aber da es sich außen mit der Vielfalt verbindet, können wir es nicht erkennen. Lasst mich ein weiteres Beispiel geben. Wenn ein Ballon mit Luft gefüllt wird, ist die Menge der Luft in ihm begrenzt. Wir binden den Ballon zu, und dann besteht keine Verbindung zwischen der Luft im Ballon und der Luft draußen. Die Luft innen im Ballon ist die individuelle Luft. Aber die Luft außen ist überall. Es ist die göttliche Luft, die universelle kosmische Luft. Solange der Ballon zugebunden ist, besteht keine Verbindung zwischen der Luft im Inneren und der universalen kosmischen Luft außen. Der begrenzte Ballon wird platzen, wenn die Luft im Ballon zunimmt. Wenn er platzt vereinigt sich die Luft im Inneren mit der universalen kosmischen Luft außen. Genauso wird der Mensch die kosmische Schau erhalten, wenn er seine Selbstsucht und sein Ego aufgibt. Man muss weitherzig sein und den Bedürftigen helfen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

– Bhagavans Ansprache am 26. April 1988 in Sai Sruthi, Kodaikanal

© Sri Sathya Sai Sadhana Trust Sadhana Trust – Publications Division, Prasanthi Nilayam

Entwickelt die kosmische Sicht